Aksakowschina 2001.
Man wird es kaum glauben - man denke nur an etliche Großbaustellen in Deutschland - aber der Bau des Sanatoriums kostete sogar weniger als veranschlagt wurde. Also konnten Ewgeni Ukrainzew und ich darüber nachdenken, wie wir nun auch Jugendlichen helfen könnten.
Es war dieses Mal nicht so schwierig, etwas Geeignetes zu finden, denn es bot sich ein 7stöckiger Rohbau an, der zu einem riesigen Sanatorium Komplex gehörte. Uns wurde der Ausbau einer Etage angeboten.
Um eine Entscheidung zu treffen war wieder einmal viel Optimismus gefragt. Die Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium Minsk verliefen wieder sehr positiv und die Finanzierung war für mich überschaubar. Hinzu kam die Erkenntnis aus den Gesprächen, wie wichtig dieser Ausbau für die Jugendlichen ist. Wenn sie nach ihrer Krebsbehandlung überhaupt einen Platz in einem Sanatorium bekamen, mussten sie oft das Zimmer mit kranken Erwachsenen teilen. Oder, wie die Jugendlichen sagten; mit alten Leuten! Wer selber Kinder oder Enkel hat, kann dies mit Sicherheit nachempfinden.
Der Ausbau ging recht zügig voran, sodass bald die ersten Jugendlichen Einzug halten konnten. Die kleine Einweihungsfeier war recht fröhlich und ebenso die Gespräche mit der Gruppe. Sie waren alle so begeistert, dass sie unter sich sein konnten. Ihre Musik hören und miteinander über ihre ureigenen Probleme sprechen. Hinter jedem der Jugendlichen lag eine lange Leidenszeit. In ihrem Alter denkt man auch über die Zukunft nach und stellt sich immer wieder die gleiche Frage: Werde ich wieder gesund? Die Ärzte und der Psychologe waren glücklich, denn nun konnten sie mit der Gruppe und mit jedem Einzelnen sprechen, arbeiten und helfen. Es ist oft sehr schwer, gerade für die Teenies ohne Haare oder mit einer sichtbaren Narbe in die Schule oder an den Arbeitsplatz zu gehen. Hilfe zur Selbsthilfe, das ist immer mein Ziel.
Sehr schnell, nachdem nun einmal der Anfang gemacht worden war, wurden einige Zimmer im obersten Stockwerk zu Spielzimmern ausgebaut. Nun gab es für die Kinder, die sich mit ihren Eltern in dem großen Sanatorium erholten, eine schöne Möglichkeit zu Spielen, Malen und Basteln. Auch sie hatten viel Freude unter Gleichaltrigen zu sein.
Jetzt beim Schreiben erinnere ich mich an Swetlana und Anna, beide 16 Jahre alt. Sie waren zu uns in die Eifel zur Erholung gekommen. Beide hatten sich angefreundet und standen auch zu Hause in Briefkontakt. Swetlana schrieb an Anna: Ich bin wieder im Krankenhaus, Anna. Der Name meiner Krankheit wird Dir nichts sagen, aber ich habe Wasser im Herzen, kein Arzt wagt es, es abzupumpen, ich werde sterben.
Wie fühlte sich Anna? Sie hat Leukämie. Swetlana konnten wir in nicht mehr helfen aber Anna ist gesund. Aber sie lebt immer mit der Angst im Nacken, hoffentlich bekomme ich keinen Rückfall.
Heute ist das Haus vollkommen ausgebaut.
Verfasserin: Karla Aurich