In Minsk lernte ich Tatjana Scheglowa kennen. Sie hatte auch ein krebskrankes Kind. Sie fragte mich, ob ich ihr dabei helfen könnte einen Kindergarten für an Krebs erkrankte Kinder einzurichten.
Sie schilderte mir die Situation der Kinder. Eines der Probleme war, was menschlich ja durchaus verständlich ist die Tatsache, dass sich das gesamte Familienleben um dieses Kind dreht. Die Folge war, dass sie zu kleinen Egoisten wurden. Sehr zum Nachteil auch der Geschwister.
Den Kindern sollte der Kontakt zu anderen Kindern ermöglicht werden und damit die Möglichkeit aus ihrer Isolation heraus zu kommen. In einen „normalen“ Kindergarten konnten sie nicht gehen, da sie auf Grund ihrer Erkrankung ihn nicht hätten bewältigen können. Tatjana wollte ihnen durch die Gemeinschaft mit anderen Kindern ein Stück Normalität wieder geben.
Ich versprach ihr alles in meinen Möglichkeiten stehende zu tun, um ihr zu helfen. Sie überwand alle behördlichen Schwierigkeiten und man stellte ihr ein Gebäude zur Verfügung. Es wurde von Grund auf von der Stadt Minsk renoviert. Nun ging es an die Einrichtung.
Lassen Sie mich kurz und stichwortartig, meinen Beitrag schildern. Ich hörte von einer Kindermöbelfabrik in Kastellaun/ Hunsrück. Setzte mich mit dem Hersteller in Verbindung und bekam auf mein Bitten eine Zusage, Möbel für den Kindergarten zu bekommen. Mit einem Pferdehänger fuhren wir mehrmals, um die Möbel zu holen. Unsere Garage füllte sich. In Kindergärten lernte ich Firmen für Spielsachen kennen. Auch diese waren sehr hilfsbereit und überließen mir zu einem guten Preis wunderschöne Puppen, Spiele und was ein Kinderherz erfreut.
Von anderen Firmen erhielt ich hochwertiges Bastelmaterial, Stifte, Scheren usw. Bei der Lebenshilfe Mayen sah ich Polster , die man wie ein Puzzle zusammenlegen konnte. Ich war begeistert, das war wunderbar zum Ausruhen für diese Kinder, denn sie ermüden schnell. Auch diese Firma war bereit mir diese Schaumstoffteile günstig zu verkaufen.
So, das war die Seite des Einkaufs. Nun war das Problem des Transports nach Minsk zu lösen.
Eine Baustofffirma in Kall/Eifel so erfuhr ich, erwartete eine Lieferung von Fliesen aus Minsk. Da der Lkw leer wieder nach Minsk zurück fuhr, könne er meine Sachen sehr gut mitnehmen. Ich könne schon mal die Sachen zu einem Fliesenhändler nach Andernach bringen. In mehreren Fuhren brachten wir alles nach Andernach. Aber wer nicht kam war der Fliesenhändler, den es auf einmal nicht mehr gab. Was nun? Ich wusste von meinen Besuchen in der Klinik in Minsk, dass das Land Nordrhein-Westfalen eine chirurgische Abteilung dort einrichtet. Die Bereitschaftspolizei von NRW fuhr mit LKWs alles was gebraucht wurde nach Minsk. Die Polizei erschien mir als die letzte Hoffnung. Der Transport sollte doch nichts kosten!!. Also dort anrufen. Es war ein sehr nettes Gespräch und das Ergebnis auch erfreulich. „ Wir können es mitnehmen aber sie müssen es uns nach Aachen bringen“. Oje was nun? Was die NRW Polizei kann müsste doch die Polizei Rheinland-Pfalz auch können.
Ein paar Telefonate und es war klar, ein LKW kam und holte noch die letzten Kisten aus der Garage und den Hauptteil vom Fliesenhändler in Andernach und ab ging es nach Aachen. Von dort einige Zeit später nach Minsk.
Man kann sich meine Erleichterung vorstellen, als der Anruf aus Minsk kam. Alle waren begeistert von den wunderschönen Sachen und Möbeln, die auch heute noch ihren Dienst tun.
Die Kinder verbringen gerne den Tag in diesem wunderschönen Kindergarten, denn die Leiterin und die Betreuer setzen alles daran, dass es den Kindern gut geht und sie ihre Krankheiten vergessen. Die vier Schulklassen haben sich mit der Zeit entwickelt. Für die Kinder ist diese Möglichkeit sehr gut denn dem normalen Alltag in einer normalen Schule wären sie nicht gewachsen.
Es war eine großartige Idee von Tatjana! Ihr Durchsetzungsvermögen kann man nur bewundern. Inzwischen ist sie selber krank, doch der Kindergarten wird in ihrem Sinne weitergeführt. Auch die „Sonne…“ unterstützt ihn weiter.
Verfasserin: Karla Aurich